In den vergangenen 25 Jahren wurden in Görlitz ca. drei Viertel des städtebaulich wertvollen und denkmalgeschützten Baubestandes saniert. Massive Einwohnerverluste haben jedoch zu Leerständen geführt, die auch durch die derzeit zu verzeichnenden und prognostizierten Bevölkerungszuwächse nicht kompensiert werden können. Städtebauliche Missstände und soziale Segregation bestehen in einigen Stadtteilen fort.
Daher sind neue und hochwertige Nutzungen in den Bereichen Wohnen, Handel, Dienstleistungen, Gewerbe erforderlich, für die durchaus ein Bedarf besteht. Diese lassen sich jedoch innerhalb der bestehenden Hausgrundrisse nicht oder nur mit erheblichen Eingriffen in die Bausubstand realisieren. Dabei ist das Ziel der Stadtentwicklung, die Stadt in ihrer Größe und Struktur zu erhalten.
Mit Hilfe einer sogenannten Stadtumbau-Matrix wurde eine einfach anwendbare Leitlinie geschaffen, um den Wohnungs- und Gebäudebestand im Einklang mit dem Denkmalschutz zu optimieren sowie neue Mieterklientel und neue Nutzungen anzuziehen, indem andersgeartete Nutzungsbedarfe zugelassen werden. Mithilfe der Matrix sollen Entscheidungen unterstützt und transparent gemacht werden, inwieweit in die bestehende Bausubstand eingegriffen werden kann bzw. welche Nutzungen in denkmalgeschätzten Gebäuden denkbar sind.
Ziel des Projektes war die Begleitung der Erprobungsphase der Stadtumbau-Matrix durch eine Bewertung der Methodik und deren Anwendung in Entscheidungsprozessen. Dabei sollte die Frage beantwortet werden, ob die Stadtumbau-Matrix ein geeignetes Bewertungsinstrument im Umgang mit potenziellen Konflikten zwischen Revitalisierung von Innenstädten und Denkmalschutz ist.
Im Rahmen einer deutschlandweiten Recherche zeigte sich, dass es kaum vergleichbare Ansätze gibt, was den innovativen Charakter der Stadtumbau-Matrix unterstreicht.
Sowohl in der deutschsprachigen Fachöffentlichkeit (Denksalons Ökologischer und revitalisierender Stadtumbau 2018 zum Thema „Stadtumbau im Spannungsfeld zwischen Revitalisierung und Denkmalschutz“ am 22. und 23. September 2017 in Görlitz) als auch vor Ort (deutsch-polnisches Europastadt-Gespräch zur Stadtumbau-Matrix am 1. Juni 2017 in Görlitz) wurde das Instrument intensiv diskutiert.
Aus zwei Fachvorträgen (spa-ce.net Network Conference 2017 am 14. September 2017 in Sofia sowie Jahrestagung des Arbeitskreises Stadterneuerung am 22. Juni 2018 in Kaiserslautern) entstanden eine deutschsprachige (Jahrbuch Stadterneuerung 2020: Stadterneuerung in Klein- und Mittelstädten, Springer) und eine englischsprachige (Band "The Role of Public Sector in Local Economic and Territorial Development", Springer) Publikation.