REVIVAL!

Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen

Ausgangslage
Südwestpolen und Ostsachsen sind geprägt von einer Vielzahl an Klein- und Mittelstädten mit besonderem baukulturellem Wert. Gleichzeitig sind diese Städte besonders betroffen vom demographischen und sozioökonomischen Wandel. Neubautätigkeiten finden oftmals an den Stadträndern statt, während die historischen Innenstädte zunehmend ihre Nutzungen verlieren – trotz enormer Erfolge bei der Modernisierung der Infrastruktur und des Gebäudebestandes. Leerstände von Wohn- und Geschäftsgebäuden im Stadtzentrum stellen zum einen eine Bedrohung für die historische Bausubstanz dar und führen zum anderen zum Verlust wichtiger städtischer Funktionen, die das Stadtzentrum als Ort von Kultur, Handel und Begegnung traditionell innehat. Bei einer zunehmenden Bedeutung weicher Standortfaktoren (z. B. Freizeitwert, kulturelles Angebot, Image) für Wohnortentscheidungen und Unternehmensansiedlungen ergeben sich aus beiden Faktoren ein drohender Attraktivitätsverlust und regionale Standortnachteile für das betroffene Gebiet. Eine Chance für die Klein- und Mittelstädte in diesem deutsch-polnischen Grenzgebiet liegt jedoch in der zunehmenden Überlastung der Agglomerationen Wrocław und Dresden (z. B. angespannte Wohnungsmärkte, zunehmende Umwelt- und Verkehrsprobleme) und einem damit verbundenen, wieder erweckten Interesse an kleineren Städten. Insbesondere die historischen Klein- und Mittelstädte im Fördergebiet sind für eine Renaissance gut ausgestattet: mit ihrer attraktiven Bausubstanz und den historisch kompakten, städtischen Strukturen im Zentrum bieten sie geeignete Rahmenbedingungen für eine bauliche und gesellschaftliche Revitalisierung zu Zeiten europaweit verstärkter (Re-)Urbanisierungsprozesse.

Ziel
In der historischen Entwicklung, der Stadtstruktur, der demographischen und sozioökonomischen Entwicklung, den baukulturellen und touristischen Potenzialen aber auch in der wirtschaftlichen Strukturschwäche und den drohenden funktionalen Verlusten weisen die Städte im Grenzgebiet ähnliche Potenziale und Herausforderungen auf. Das Projekt "REVIVAL! - Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen" zielte darauf ab, diesen Herausforderungen zu begegnen und die Entwicklungschancen der Klein- und Mittelstädte durch den Erhalt des kulturellen Erbes und eine Stärkung der Innenstädte besser zu nutzen. Neben der Belebung und Stärkung der Innenstädte verfolgte das Projekt die Ziele der Entwicklung und des Schutzes von kulturellem Erbe sowie der Steigerung der Lebensqualität in Niederschlesien und Sachsen.

Projektmaßnahmen
In den insgesamt zehn Partnerstädten des Projekts auf deutscher und polnischer Seite der Neiße wurde jeweils ein Aktionstag "Lebendige Innenstadt" veranstaltet um die historischen Zentren zu beleben, neue Aufmerksamkeit zu generieren und Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. Zehn Pilotmaßnahmen, die von jeder Stadt individuell und an die lokalen Bedürfnisse angepasst geplant und umgesetzt wurden, dienen dem Erhalt, der Entwicklung und der besseren Zugänglichkeit des kulturellen Erbes, bringen es ins Bewusstsein der Bevölkerung und machen es attraktiv für Touristen. Eine Wanderausstellung zeigte Geschichte und gegenwärtiges Potenzial der Innenstädte sowie die bereits erzielten Revitalisierungserfolge. Die Wanderausstellung kann nach Projektende unter anderem im virtuellen Raum erlebt werden, denn im Rahmen des interaktiven Projektvideos wurden nicht nur die historischen Zentren der Partnerstädte mithilfe einer 3D-Anwendung erlebbar gemacht, sondern auch die Ausstellung. Außerdem brachte im September 2019 eine studentische Herbstschule neue und kreative Ideen in die Region.

Forschungsfragen und Methodik
Im Projekt "REVIVAL! - Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen" wurden Ansätze zur Belebung historischer Innenstädte in der Praxis erprobt. Begleitend befasste sich das Projekt mit der methodisch-theoretischen Weiterentwicklung vorhandener wissenschaftlicher Ansätze zur Erfassung von Lebensqualität in peripher gelegenen historischen Klein- und Mittelstädten. Dabei wurde insbesondere der Beitrag des kulturellen Erbes beleuchtet. Im Ergebnis entstand ein Ausblick für eine alternative Erhebungsmethodik der Lebensqualität in diesem Stadttypen. Darüber hinaus wurden in allen zehn Partnerstädten Analysen des gegenwärtigen Beitrags kulturellen Erbes zur Lebensqualität angestellt. Auf der Basis dieser Erhebungen wurden schließlich strategische Empfehlungen formuliert, die dazu beitragen sollen, das Potenzial des kulturellen Erbes für die Lebensqualität besser zu entfalten. Neben zehn kommunalen Strategien wurde auch eine Regionalstrategie für das gesamte Fördergebiet erarbeitet