Promotionsthema | Lamiaa Ghoz

Ein Rahmen für die Entscheidungsfindung unter Beteiligung mehrerer Interessengruppen bei der Wiederverwendung von Gebäuden durch die Nutzung digitaler Werkzeuge.

[Arbeitstitel]

Es wird erwartet, dass 60 % der weltweiten Bevölkerung bis zum Jahr 2030 in städtischen Gebieten leben werden. Dieser Urbanisierungstrend führt zusammen mit dem linearen Ansatz des "nehmen, machen und wegwerfen" zu einem verstärkten Verbrauch natürlicher Ressourcen und einem signifikanten Anstieg der weltweiten Abfallerzeugung. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft (engl. Circular Economy bzw. CE) zielt darauf ab, dieses Problem zu bewältigen, indem es auf eine Reduktion der Entnahme von Ressourcen, des Ausstoßes von Treibhausgasemissionen und der Abfallproduktion abzielt, durch Verengen, Verlangsamen, Schließen oder Regenerieren von Material- und Energieflüssen reduziert. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft können im Bauwesen angewendet werden, indem Gebäude von vornherein unter Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft gestaltet werden, die Lebensdauer bestehender Gebäude verlängert wird, Gebäudekomponenten wiederverwendet und ihre Materialien recycelt werden. In diesem Zusammenhang hat die Wiederverwendung von bestehenden Gebäuden durch Renovierung, Upgrading oder adaptive Wiederverwendung anstelle von Abriss und Neubau aufgrund ihrer breiten Anwendbarkeit im Rahmen der Kreislaufwirtschaft erhebliche Anerkennung gefunden. Die Wiederverwendung von Gebäuden hat das Potenzial, den Anforderungen der Urbanisierung gerecht zu werden, die Ressourceneffizienz zu steigern, Stadtviertel zu revitalisieren und ökologische wie soziale und wirtschaftliche Vorteile zu bieten. Der Prozess der Wiederverwendung von Gebäuden ist angesichts vielfältiger Interessengruppen jedoch komplex. Es müssen wirtschaftliche, ökologische, soziale, rechtliche, architektonische und denkmalpflegerische Aspekte abgewogen werden. Infolgedessen umfasst der Entscheidungsprozess abhängig von den Zielsetzungen der verschiedenen Interessengruppen oft widersprüchliche Kriterien, welche nicht immer miteinander vereinbar sind. Aus dem Potenzial, das die Wiederverwendung von untergenutzten Gebäuden bieten kann, und der Komplexität des Entscheidungsprozesses ergibt sich die Hauptforschungsfrage, die ich ansprechen möchte: "Wie kann der Entscheidungsprozess der Wiederverwendung von Gebäuden durch die Kommunikation und Koordination der widersprüchlichen Interessen verschiedener Interessengruppen unter Verwendung digitaler Werkzeuge erleichtert werden?". Die Forschung zielt darauf ab, ein Mehrkriterien-Entscheidungsunterstützungsrahmenwerk zu entwickeln, das den Entscheidungsprozess der "Wiederverwendung von Gebäuden" erleichtert, indem die widersprüchlichen Interessen verschiedener Interessengruppen unter Verwendung digitaler Werkzeuge kommuniziert und koordiniert werden. Das Rahmenwerk wird Methoden zur Entscheidungsfindung mit mehreren Kriterien (Multiple Criteria Decision Making, MCDM) integrieren, die weiterentwickelt werden, um einen kontextbasierten Prototyp zur Entscheidungsunterstützung durch digitale Werkzeuge zu erstellen.